4. Überblick über die europäischen Großstaaten.
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stände war fast jede Beteiligung am Politischen Leben durch die Ordonnanzen unmöglich gemacht. Des Königs sester Wille war, nicht nachzugeben. „Die Zugeständnisse", sagte er, „haben Ludwig Xvi. zu Fall gebracht; mir bleibt die Wahl, entweder mein Pferd oder den Karren zu besteigen."
Der Widerstand gegen des Königs Verordnungen wurde bald allgemein. In der Nacht vom 27. zum 28. Juli organisierte sich unter Beteiligung von Arbeitern und eines Teiles der Nationalgarde der Aufstand. Während eines mörderischen Straßenkampfes am 28. Juli schlossen sich mehrere Regimenter den Aufständischen an. Die Hauptstadt war für den König verloren. Zu spät suchte der König einzulenken. Als er am 29. Juli die Ordonnanzen zurücknahm, war bereits eine vorläufige Regierung im Stadthause eingesetzt. Der Herzog Louis Philipp von Orleans wurde zum König ausgerufen. Karl X. starb 1836 zu Görz.
(S)ic Trennung Belgiens von Holland 1830. Der Wiener Kongreß hatte Belgien und Holland zu einem Königreich vereinigt und Wilhelm von Oranien zum König eingesetzt. Die Vereinigung hatte keinen Bestand; denn die Verschiedenheit in Religion, Sprache und Erwerbsleben bildete zwischen Belgiern und Holländern eine tiefe Kluft. In Belgien war das katholische, in Holland das reformierte Bekenntnis vorherrschend. Die holländische oder niederländische Sprache ist eine niederfränkische Mundart, gehört also zum germanischen Sprachstamme, während in Belgien sich allmählich die französische Sprache eingebürgert hat und in Südbelgien noch das Wallonische, ein Gemisch von romanischen und keltischen Sprachelementen, gesprochen wird. Die Bewohner Belgiens sind neben Ackerbau hauptsächlich auf Industrie angewiesen; die Holländer treiben vorzugsweise Handel, Schiffahrt und Viehzucht.
Die Holländer betrachteten sich nach 1815 als die Herren und nahmen auf die Eigenart des belgischen Volkes keine Rücksicht. Die Mehrzahl der Beamten waren Holländer; der König und die obersten Verwaltungsbehörden hatten ihren Sitz in Holland.
Die französische Julirevolution gab Anlaß zur Erhebung; man erstrebte nicht Verständigung, sondern Trennung. Am Abend des 25. August begann in Brüssel der Aufstand, der sich bald über das ganze Land verbreitete. Nur wenige Festungen, darunter Antwerpen, konnten die Holländer halten. Als auch diese Festung von den Aufständischen genommen wurde, erklärte der Nationalkongreß die Unabhängigkeit Belgiens und den Ausschluß des Hauses Oranien von der belgischen Thronfolge.
Ein Kongreß der Großmächte in London bestätigte die Trennung und ordnete die Grenzen. Ein Verwandter des englischen Königshauses, Prinz Leopold von Sachsen -Koburg, erhielt mit Zustimmung des belgischen Volkes die belgische Königskrone.
Die getrennten Gebiete. Belgien. Leopold I. regierte von 1831—1865. Dadurch, daß er dem Lande eine freisinnige Verfassung gab und eine
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8. So zufrieden Maximilian mit den Schpfungen des Knstlers auch war (von Drer rhren auch mehrere Bildnisse des Kaisers her), Geld, ihn zu be-zahlen, hatte er nicht. Aber in den Adelstand erhob er ihn und ernannte ihn zum kaiserlichen Hofmaler. Einst befahl er einem Edelmann?, dem Meister, der an einem Wandgemlde arbeitete, die Leiter zu halten, damit dieser nicht herunterfalle. Jener mochte aber glauben, da er feiner Wrde etwas vergebe, wenn er einen Brgersmann bediene, und schien das Gebot des Kaisers zu berhren. Maximilian bemerkte dies wohl und sprach zrnend: Aus jedem Bauern kann ich einen Edelmann machen, aber aus keinem Edelmann einen solchen Maler."
9. In hnlicher Weise verkehrte der Herrscher mit dem groen Erzgieer Peter Bischer, der mit 5 Shnen in seiner Giehtte treffliche Werke schuf. Der Kaiser verwendete diese Knstler zur Herstellung seines Grabdenkmals, das er sich schon bei Lebzeiten in Innsbruck, der Hauptstadt seines geliebten Tyrol, errichten lassen wollte. Mit dem gelehrten Patrizier Peutinger in Augsburg entwarf er selbst den Plan dazu. In der Mitte der Hofkirche sollte sich ein gewaltiger Marmorsarg erheben, auf dem Maximilian im Kaiserornat betend dargestellt wurde; die Seitenflchen waren zur Darstellung seiner Thaten bestimmt; als Ehrenwache waren gedacht 28 groe Bildsulen aus Erz, darunter der Ostgotenknig Theoderich als jugendlicher Held, auf die Streitaxt gesttzt, dargestellt von Peter Bischer.
10. Zeitgenossen des groen Malers und des Erzgieers waren die Bildhauer Adam Krafft und der Holzschnitzer Veit Sto. Jener hat ein Sakramentshuschen hergestellt, bei dem die ste, Ranken und Bltter nicht aus Stein gehauen zu sein scheinen, so zierlich sind sie, sondern als htte es der Knstler verstanden, den Stein zu erweichen und in Formen zu pressen. Das Huschen selbst, dazu bestimmt, die geweihte Hostie aufzubewahren, ist von einem Gesims umgeben; dies wird von der Figur des Meisters selbst und zweier Gesellen auf dem Rcken getragen. Von Veit Sto rhrt der englische Gru" her, ein herrliches Schnitzbild. Unter einer Krone sitzt der Ewig-Vater in gttlicher Majestt, und seine Strahlen senken sich nieder auf die betende Jungfrau Maria, welche die Botschaft des Engels anhrt. Ein Kranz umschlingt die zarten Figuren.
Zu derselben Zeit begann auch schon in Nrnberg seine dichterische Thtig-fett der Schuhmacher Hans Sachs, ein Meistersnger, der kstliche Schwanke und Fastnachtsspiele gedichtet hat. Maximilian starb 1519.
15. Karl V. (1519-1556.)
1. Der einzige Sohn Maximilians, Philipp der Schne, hatte die Tochter des spanischen Knigspaares (Ferdinand des Katholischen und Jsa-Kellas) Johanna geheiratet. Philipp der Schne war frh gestorben; auf seine beiden Shne, Karl und Ferdinand, ging das ganze spanische, nieder-limbische und sterreichische Erbe der.
Spanien, welches auch Sizilien und Sardinien, sowie die Nordkste von Afrika und die kanarischen Inseln besa, war damals durch die Entdeckung
4*
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Extrahierte Ortsnamen: Augsburg Nrnberg Maximilians Spanien Sizilien Sardinien Afrika
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trug er an sich. In der Kirche hatte er die 12 Apostel in vergoldetem Silber aufstellen lassen und eine goldene Lilie mit Edelsteinen. Der Speise-saal war mit goldenen Tapeten behngt, und auf dem Schanktische stand viel Goldgeschirr, herrlich gearbeitet. Wie stach davon der Aufzug des Kaisers ab, der immer in Geldnot war, so da er manchmal in einem mit Ochsen bespannten Wagen fahren mute und sich vor seinen Glubigern kaum zu retten wute! Friedrich Iii. fhlte sich durch den Hochmut Karls, der es darauf anzulegen schien, ihn zu demtigen, so gekrnkt, da er Pltz-lich, in der Nacht vor dem festgesetzten Krnungstage, ohne Abschied zu nehmen, davonzog. Dies erbitterte den ehrgeizigen Herzog natrlich der die Maen; von einer Verlobung Marias mit Maximilian war keine Rede mehr; vielmehr fiel Karl der Khne in Deutschland ein, um sich zu rchen. Doch richtete er nichts aus. Ebenso milang ihm ein Versuch, die Schweizer zu unterwerfen. Er kam in diesem Kampfe um. Nun fhlte sich seine Tochter Maria so schutzlos, da sie Maximilian herbeirief und sich mit ihm vermhlte.
2. Der Erzherzog war damals 19 Jahre alt, ein schner Jngling, hochgewachsen, von wahrhaft kniglichem Anstnde, mit lebhaften blauen Augen, groer, stark gebogener Nase, hoher, mchtig gewlbter Stirn und blonden Locken. Er drstete nach khnen Abenteuern, war treuherzig im Verkehr, ein Freund der Knstler und Gelehrten. Leidenschaftlich liebte er die Jagd. Einst geriet er auf der Gemsenjagd an eine Stelle, wo er weder vorwrts noch rckwrts konnte. Der steile Bergrcken, die Martinswand, liegt bei Innsbruck. Von unten sah man den verwegenen Jger wie in der Luft schweben, und man hielt ihn fr rettungslos verloren. Man glaubte nicht, da jemand in seine Nhe gelangen knne. Erst am dritten Tage wurde Maximilian durch die todesverachtende Treue eines Tyrolers befreit. Er hatte mit dem Leben schon abgeschlossen und dem tief untenstehenden Volke durch Zeichen kundgegeben, da er sich auf das Sterben vorbereite. Whrend er noch betete, hrte er Schritte; wie ein Engel erschien ihm der Retter, der mit eigener Lebensgefahr auf nur ihm bekannten Stegen den jungen Fürsten rettete.
3. Ein so khner Mann wie Maximilian gehrte dazu, um Maria von Burgund vor den ueren Feinden, den Franzosen, wie vor den Gegnern im Innern des Landes, besonders den trotzigen Brgern von Gent, zu beschtzen. Ritterlich unterzog sich Maximilian diesen Aufgaben und gewann dadurch die innige Liebe seiner Gemahlin. Aber ein jher Tod vernichtete schon nach wenigen Jahren das Glck dieser Ehe. Maria
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Extrahierte Ortsnamen: Karls Marias Deutschland Gent
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hngenden nrdlichen Provinzen der Niederlande (das jetzige Knigreich Holland) einen Aufstand und errangen nach einem hartnckigen Kampfe ihre Unabhngigkeit.
16. Wassenstein.
1. Albrecht von Wallenstein stammte aus dem niederen Adel Bhmens. Seine Eltern waren evangelisch, starben aber frhzeitig. Von Kindesbeinen an zeigte der Knabe nur Sinn fr das Soldatenwesen und zog sich bald den Beinamen Der Tolle" zu. Ein Oheim schickte ihn zu den Jesuiten auf die Schule, diese bekehrten ihn zur katholischen Lehre. Dann ging der junge Edelmann auf die Universitt; aber die Bcher fesselten ihn nicht; er griff lieber zum Schwerte. Dadurch konnte er hoch kommen in der Welt; das war sein leidenschaftliches Streben.
2. Bald zeichnete er sich als tapferer und verstndiger Kriegsmann aus; das erwarb ihm die Gunst einer beraus reichen Witwe, Lncrezia Nekyssowa von Landeck, und, obwohl lter als er, vermhlte sie sich mit ihm. Nach ihrem bald eintretenden Tode verfgte nun Wallenstein seine Gemahlin war die letzte ihrer Familie gewesen frei der gewaltige Geldmittel. Er verschleuderte sie nicht, aber er verstand sie klug zu verwenden. Fr den jungen Erzherzog Ferdinand von Steiermark warb er 200 Dragoner an und unterhielt sie auf eigene Kosten. Auch machte er sich im ganzen Heere beliebt. Tglich hielt er an seiner Tafel viele Offiziere frei und sorgte fr seine Soldaten beinahe mehr wie fr sich selbst. So kam er bei dem Erzherzog in groe Gunst.
3. In die hchsten Kreise fhrte ihn eine zweite Vermhlung: mit der Grfin Jsabella von Harrach, der Tochter eines bei Ferdinand sehr ein-flureichen Rates. Es war eine glckliche Ehe. Wallenstein war ein zrt-Itcher Gatte, und Jsabella erwiderte seine Neigung; eine Tochter verband die Gatten noch inniger.
4. Die Zeit, in der Wallenstein lebte, war ganz dazu angethan, einen hochstrebenden thatkrftigen Kriegsmann emporzutragen.
Es tobte seit 1618 der Krieg, welcher 30 Jahre lang die Fluren Deutschlands verheeren und unsgliche Leiden der unser Vaterland bringen sollte. Da wurden tchtige Offiziere begehrt, zumal wenn sie es verstan-den, Soldaten um sich zu versammeln und an sich zu fesseln. Das war bei Wallenstein der Fall. Er verhalf dem Erzherzog Ferdinand wesentlich dazu, König von Bhmen und Kaiser von Deutschland zu werden.
5. Die Bhmen hatten sich der Herrschaft Ferdinands entzogen und
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so freundschaftlich geblieben wie in frherer Zeit, so wre einer der Shne Friedrichs unzweifelhaft der Gemahl der Erbin Sigismunds geworden. Unter den vernderten Umstnden whlte der Kaiser sich seinen Schwiegersohn aus dem Hause Habsburg. An dieses kam demgem Bhmen und Ungarn: vereint mit sterreich, Steiermark, Krnthen und Tyrol, bildeten sie einen groen Staat.
4. Aber die Krone Deutschlands boten beim Tode Sigismunds (1437) die Kurfrsten doch dem Hohenzollern an. Indessen, Friedrich I. lehnte sie seines hohen Alters wegen ab und gab selbst seine Stimme neidlos dem Schwiegersohn Sigismunds. Albrecht Ii., mit dem die ununterbrochene Reihe der deutschen Kaiser aus dem Hause Habsburg beginnt.
Friedrich I. dachte damals schon ernstlich an seinen Tod; denn er nahm (1437) auf seinem Schlosse Kadolzburg bei Nrnberg eine Teilung seiner Lnder unser seine Shne mit deren Zustimmung vor. Nicht dem ltesten Sohne Johann bergab er die Mark, sondern dem zweiten, Friedrich, dessen Beiname Eisenzahn" seine Zhigkeit und Thatkraft andeutet.
So starb Friedrich I., wie er gelebt hatte: als treuer Hausvater fr seine Lnder und fr seine Familie gewissenhaft sorgend.
14. Maximilian I. (14931519).
1. An der Grenze zwischen Deutschland und Frankreich regierte einst Herzog Karl von Burgund, der reichste Fürst seiner Zeit, wegen seiner uu-gestmen Tapferkeit der Khne" genannt. Zu seinem Glcke fehlte ihm nur zweierlei: er wre gern König geworden, und er htte gern einen Sohn als Thronerben gehabt. Da ihm nur eine Tochter, Maria, erblhte, so wollte er deren Hand demjenigen Prinzen geben, der ihm zur Knigswrde verhelfen konnte: dem Sohne des Kaisers Friedrich Iii. Denn ausschlielich der Kaiser hatte das Recht, einen Herzog zum Könige zu erheben. Friedrichs Sohn Maximilian war nicht blo mit Schnheit und Kraft des Krpers geziert, sondern hatte auch, beweglichen Geistes, groe Be-fhigung fr die Knste des Friedens wie fr die des Krieges. So ver-sprach denn Karl der Khne, diesem Kaisersohne seine Tochter zu vermhlen, wenn er von Friedrich Iii. die Knigswrde erhielte.
In Trier, an der Grenze ihrer Reiche, kamen die Fürsten zusammen. Der burgundische Herzog gefiel sich darin, seinen ganzen Reichtum zur Schau zu tragen und eine beispiellose Pracht zu entfalten. Er hatte ein Gefolge von 3000 Personen; Edelsteine im Werte von 100000 Goldgulden
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Trotz dieser Probe seiner Kraft und Tchtigkeit, trotz aller Langmut und freundlichen Entgegenkommens vermochte er die Qnitzows nicht zu gewinnen. Da entschlo er sich (1414) ihren Widerstand mit Gewalt zu brechen. Sie fhlten sich in ihren festen Burgen Friesack und Plaue ganz sicher. Aber Friedrich lieh sich ein schweres Geschtz, angeblich die faule Grete" genannt, weil es so langsam fortzubringen war; mit diesem scho er die dicken Mauern, hinter denen sich die Quitzows bargen, zusammen. Er zwang die Feinde zu flchten, und nach einigen Jahren muten sich selbst diese hartnckigen Gegner dem beharrlichen und klugen Fürsten unter-werfen.
Fr die Mark Brandenburg bedeutete die Besiegung der Raubritter den Anfang einer neuen Zeit. Denn Siegmund erhob nun den bisherigen Statthalter zum Kurfrsten von Brandenburg (1415). So kam das Haus der Hohenzollern in den Besitz desjenigen Landes, dessen zhe Bevlkerung sich eignete, der Kern eines groen Reiches zu werden.
3. Leider konnte Friedrich auch als Kurfürst (nunmehr Friedrich I.) sich nicht ganz dem Wohle seiner Unterthanen widmen. Ost berief ihn der Kaiser ins Reich als Staatsmann wie als Feldherrn. Zum Glck besa Friedrich eine ebenso schne wie einsichtige Gemahlin, Elisabeth (von den Mrkern mit Vorliebe die schne Else" genannt). Wenn er nun nicht im Lande bleiben konnte, setzte er diese zur Statthalterin ein, und sie regierte tchtig, ganz im Sinne ihres Gemahls. Bald wuchs auch der lteste Sohn Johann so weit heran, da er den Vater vertreten konnte. So erklrt es sich, da der Kurfürst in seinen letzten Lebensjahren mehr in seiner frnkischen Heimat als in der Mark verweilte. Es siel eben diesem, aus den Lndern am Main stammenden, Geschlechte schwer, sich an die Mark und ihre wenig gebildeten Bewohner zu gewhnen. Aber die Pflicht hatte schon diesem ersten Hohenzollern hher gestanden als seine Neigung.
Seine stets erprobte Tchtigkeit bewahrte ihn doch nicht vor der Un-gnade Siegmunds; sonst wrden schon damals die Hohenzollern zur hchsten Machtstellung in Deutschland emporgestiegen sein. Denn Siegmund hatte nur eine Tochter; wre das Verhltnis zwischen ihm und dem Kurfrsten so freundschaftlich geblieben wie in frherer Zeit, so wre einer der Shne Friedrichs unzweifelhaft der Gemahl der Erbin Siegmunds geworden. Unter den vernderten Umstnden whlte der Kaiser sich seinen Schwiegersohn aus dem Hause Habsburg. An dieses kam demgem Bhmen und Ungarn; vereint mit sterreich, Steiermark, Krnthen und Tyrol bildeten sie einen groen Staat.
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4. Aber die Krone Deutschlands boten beim Tode Siegmunds (1437) die Kurfrsten doch dem Hohenzollern an. Indessen, Friedrich I. lehnte sie seines hohen Alters wegen ab und gab selbst seine Stimme neidlos dem Schwiegersohn Siegmunds, Albrecht Ii., mit dem die ununterbrochene Reihe der deutschen Kaiser aus dem Hause Habsburg beginnt.
Friedrich I. dachte damals schon ernstlich an seinen Tod; denn er nahm (1437) auf seinem Schlosse Kadolzbnrg bei Nrnberg eine Teilung seiner Lnder unter seine Shne mit deren Zustimmung vor. Nicht dem ltesten Sohne Johann bergab er die Mark, sondern dem zweiten, Friedrich, dessen Beiname Eisenzahn" seine Zhigkeit und Thatkraft andeutet.
So starb Friedrich I., wie er gelebt hatte: als treuer Hausvater fr seine Lnder und fr seine Familie gewissenhaft sorgend.
14. Maximilian I. (1493-1519).
1. An der Grenze zwischen Deutschland und Frankreich regierte einst Herzog Karl von Burgund, der reichste Fürst seiner Zeit, wegen seiner uu-gestmen Tapferkeit der Khne" genannt. Zu seinem Glcke fehlte ihm nur zweierlei: er wre gern König geworden, und er htte gern einen Sohn als Thronerben gehabt. Da ihm nur eine Tochter, Maria, erblhte, so wollte er deren Hand demjenigen Prinzen geben, der ihm zur Knigswrde verhelfen konnte: dem Sohne des Kaisers Friedrich Iii. Denn ausschlie-lich der Kaiser hatte das Recht einen Herzog zum Könige zu erheben. Friedrichs Sohn Maximilian war nicht blo mit Schnheit und Kraft des Krpers geziert, sondern hatte auch, beweglichen Geistes, groe Be-shigung fr die Knste des Friedens wie fr die des Krieges. So ver-sprach denn Karl der Khne diesem Kaisersohne seine Tochter zu vermhlen, wenn er von Friedrich Iii. die Knigswrde erhielte.
In Trier, an der Grenze ihrer Reiche, kamen die Fürsten zusammen. Der burgundische Herzog gefiel sich darin, seinen ganzen Reichtum zur Schau zu tragen und eine beispiellose Pracht zu entfalten. Er hatte ein Gefolge von 3000 Personen; Edelsteine in Werte von 100000 Goldgulden trug er an sich. In der Kirche hatte er die 12 Apostel in vergoldetem Silber aufstellen lassen und eine goldene Lilie mit Edelsteinen. Der Speise-saal war mit goldenen Tapeten behngt, und auf dem Schnktifche stand viel Goldgeschirr, herrlich gearbeitet. Wie stach davon der Aufzug des Kaisers ab, der immer in Geldnot war, so da er manchmal in einem mit Ochsen bespannten Wagen fahren mute und sich vor seinen Glubigern
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kaum zu retten wute! Friedrich Iii. fhlte sich durch den Hochmut Karls, der es darauf anzulegen schien ihn zu demtigen, so gekrnkt, da er Pltz-lich, in der Nacht vor dem festgesetzten Krnungstage, ohne Abschied zu nehmen, davonzog. Dies erbitterte den ehrgeizigen Herzog natrlich der die Maen; von einer Verlobung Marias mit Maximilian war keine Rede mehr; vielmehr fiel Karl der Khne in Deutschland ein, um sich zu rchen. Doch richtete er nichts aus. Ebenso milang ihm ein Versuch die Schweizer zu unterwerfen. Er kam in diesem Kampfe um. Nun fhlte sich seine Tochter Maria so schutzlos, da sie Maximilian herbeirief und sich mit ihm vermhlte.
2. Der Erzherzog war damals 19 Jahre alt, ein schner Jngling, hochgewachsen, von wahrhaft kniglichem Anstnde, mit lebhaften blauen Augen, groer, stark gebogener Nase, hoher, mchtig gewlbter Stirn und blonden Locken. Er drstete nach khnen Abenteuern, war treuherzig im Verkehr, ein Freund der Knstler und Gelehrten. Leidenschaftlich liebte er die Jagd. Einst geriet er auf der Gemsenjagd an eine Stelle, wo er weder vorwrts noch rckwrts konnte. Der steile Bergrcken, die Martinswand, liegt bei Innsbruck. Von unten sah man den verwegenen Jger wie in der Luft schweben, und man hielt ihn fr rettungslos verloren. Man glaubte nicht, da jemand in seine Nhe gelangen knne. Erst am dritten Tage wurde Maximilian durch die todesverachtende Treue eines Tyrolers befreit. Er hatte mit dem Leben schon abgeschlossen und dem tief untenstehenden Volke durch Zeichen kundgegeben, da er sich auf das Sterben vorbereite. Whrend er noch betete, hrte er Schritte; wie ein Engel erschien ihm der Retter, der mit eigener Lebensgefahr auf nur ihm bekannten Stegen den jungen Fürsten rettete.
3. Ein so khner Mann wie Maximilian, gehrte dazu, um Marie von Burgund vor den ueren Feinden, den Franzosen, wie vor den Gegnern im Innern des Landes, besonders den trotzigen Brgern von Gent, zu beschtzen. Ritterlich unterzog sich Maximilian diesen Aufgaben und gewann dadurch die innige Liebe seiner Gemahlin. Aber ein jher Tod vernichtete schon nach wenigen Jahren das Glck dieser Ehe. Maria liebte die Jagd ebenso sehr wie ihr Gemahl; hoch zu Ro, den Falken auf der Hand, sprengte sie einst dahin, als sie zu Falle kam und sich ttlich verletzte. Untrstlich stand Maximilian an ihrem Sterbelager, und dieser Anblick erschwerte ihr den Abschied von dem Leben so sehr, da sie ihn mit zitternder Stimme, in der sich ihre ganze Liebe noch einmal aussprach, anflehte, das Gemach zu verlassen. Als er dann die Verstorbene zum letzten-
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3. In die hchsten Kreise fhrte ihn eine zweite Vermhlung: mit der Grfin Jsabella von Harrach, der Tochter eines bei Ferdinand sehr ein-flureichen Rates. Es war eine glckliche Ehe. Wallenstein war ein zrt-Itcher Gatte, und Jsabella erwiderte seine Neigung; eine Tochter verband die Gatten noch inniger.
4. Die Zeit, in der Wallenstein lebte, war ganz dazu angethan, einen hochstrebenden thatkrftigen Kriegsmann emporzutragen.
Es tobte seit 1618 der Krieg, welcher 30 Jahre lang die Fluren Deutschlands verheeren und unsgliche Leiden der unser Vaterland bringen sollte. Da wurden tchtige Offiziere begehrt, zumal wenn sie es verstan-den, Soldaten um sich zu versammeln und an sich zu fesseln. Das war bei Wallenstein der Fall. Er verhalf dem Erzherzog Ferdinand wesentlich dazu, König von Bhmen und Kaiser von Deutschland zu werden.
5. Die Bhmen hatten sich der Herrschaft Ferdinands aus Furcht, da er sie katholisch machen mchte, entzogen und zu ihrem Könige das Haupt der Reformierten, den Kurfrsten Friedrich V. von der Pfalz, gewhlt. So brach der groe Krieg aus, der nicht nur Bhmen und sterreich, sondern ganz Deutschland, ja die meisten Lnder Europas in seinen Kreis hineinzog. Ferdinand hatte kein Heer und auch kein Geld, ein solches anzuwerben. Zwar half ihm sein Jugendfreund, der Herzog Maximilian von Bayern, aber doch nur aus Eigennutz und um hohen Lohn. Deshalb war es dem Kaiser hocherwnscht, als Wallenstein ihm anbot, ein Heer von 20000 Mann auf eigene Kosten anzuwerben und zu unterhalten. Allerdings verlangte er dafr ein erledigtes Frstentum. Da er der so viel Geld verfgte, um ein ganzes Heer besolden zu knnen, hngt mit der Geschicklichkeit zusammen, die er bei der Vermehrung seines Vermgens bewies. Ferdinand Ii. hatte nmlich nach der Besiegung Friedrichs V. (er bekam den Spottnamen der Winterknig", weil et nur einen Winter hindurch die Krone getragen hatte) die zahlreichen An-Hnger desselben in Bhmen gechtet und ihrer Gter beraubt. Da er-warb nun Wallenstein zu sehr billigem Preise so viel Land, da er zum Herzog von Friedland" ernannt wurde. Damit nicht zufrieden, strebte er sogar danach, unter die Reichsfrsten aufgenommen zu werden, und nachdem er glcklich fr den Kaiser gekmpft hatte, wurde er wirklich mit dem Herzogtum Mecklenburg belehnt.
Sein weitschauender Geist entwarf nun den Plan, auf der Ostsee eine Flotte zu schaffen und mit dieser den Norden Europas zu beherrschen.
6. Aber ehe er diese gewaltige Aufgabe auch nur in ihren ersten An-
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Extrahierte Personennamen: Grfin_Jsabella_von_Harrach Ferdinand Ferdinand Jsabella Ferdinand Ferdinand Ferdinands Friedrich_V. Friedrich_V. Ferdinand Maximilian_von_Bayern Maximilian Ferdinand Friedrichs_V.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Deutschland Europas Friedrichs Europas
und zuletzt bei Nancy besiegt, wo er fiel. Seine Erbtochter Maria ver-mahlte sich mit des Kaisers Sohne Maximilian; dieser mute zwar das Herzogtum Burgund (die Bourgogne) an Frankreich berlassen, behauptete aber das brige Erbe, so da die Niederlande nebst der burgundischen Frei-grafschast (Franche Comt) an das sterreichische (Habsburgische) Haus kamen.
3. Maximilian I. (14931519), der letzte Ritter", grndete den ewigen Landfrieden, zu dessen Aufrechterhaltung er das Reichskammer-Gericht (in Speyer, zuletzt in Wetzlar) einsetzte und Deutschland in zehn Kreise teilte (s. Karte Ix). Den Verkehr befrderte er durch Einfhrung des Post wesens (Thurn- und Taxissche Posten). Dem Hause Habsburg erffnete er die Aussicht auf neuen Machtzuwachs durch die Vermhlung seines Sohnes Philipp mit Johanna (dertochter Ferdinands des Katholischen), der Erbin von Spanien, und die Verlobung seines Enkels Ferdinand mit Anna, der Schwester des kinderlosen Knigs von Bhmen und Ungarn. (Andere mge Kriege führen; du, glckliches sterreich, heirate!")
Die schweizerische Eidgenossenschaft. Kaiser Maximilians Versuch, die Schweizer dem Reichskammergerichte zu unterwerfen, milang, und seitdem kann man sie als losgetrennt vom Reiche betrachten. (Ihre vllige Trennung von Deutschland wurde jedoch erst im westflischen Frieden 1648 ausgesprochen.)
60.
Kultur?ustande dieser Periode.
1. Wirtschaftliches Leben. Das Ackerland hatte fast schon die jetzige Ausdehnung erlangt. Daher hatte schon vielfach die Auswanderung der lndlichen Bevlkerung nach den stlichen (slavischen) Grenzlndern be-gnnen. Das Handwerk war immer ausgedehnter und vielseitiger geworden: im Jahre 1363 wurden in Nrnberg 50 verschiedene Handwerke gezhlt. Es gab auch schon Maschinen, die durch Wasserkraft bewegt wurden. Die Znfte gewannen eine immer festere Gestaltung mit den drei Stufen: Lehrling, Geselle, Meister. Um Meister zu werden, mute der Geselle die Meisterprfung (mit einem ^Meisterstck") bestehen. Der Handel hatte sich immer groartiger entwickelt. Die groen sddeutschen Reichsstdte, namentlich Augsburg und Nrnberg, trieben hauptschlich mit Italien Handel, von wo sie insbesondere die morgenlndischen Spezereien erhielten. Die Hansastdte bezogen aus Rußland Pelze, aus Skandinavien Fische, aus Eng-land Wolle. Ausgefhrt wurden namentlich Tuche, Leinwand und Metall-waren.
2. Stnde. Immer schrfer hatte sich der Unterschied gestaltet zwischen Adel und Nicht-Adeligen oder Gemeinen". Deradel war abgestuft in den
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Extrahierte Personennamen: Nancy Maria Maria Maximilian Maximilian Maximilian_I. Philipp Philipp Johanna Ferdinands Ferdinand_mit_Anna Ferdinand Maximilians Maximilians
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Frankreich Niederlande Speyer Wetzlar Deutschland Spanien Ungarn Deutschland Nrnberg Nrnberg Italien Skandinavien